Levetzow, auch Levezow, ist der Name eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts. Am 18. Juni 1262 erstmals urkundlich erwähnt, ist es Namensgeber des Ortes inmitten einer ursprünglichen Endmoränenlandschaft nur wenige Kilometer von der Hansestadt Wismar entfernt und für mindestens 180 Jahre Eigentümer.
Am 29. September 1443 (Lehnbrief) wird Johann von Bassewitz durch Heirat in zweiter Ehe mit einer Erbjungfer geborene von Levetzow Eigentümer „ ...über Hof und Dorf...“ und begründet eine mehr als 200-jährige Geschichte derer von Bassewitz auf diesem Rittergut. Dieser weit verzweigte und vielfach begüterte Familienverband zeichnet mit zahlreichen Gütern u. a. im südlichen Raum Wismars Besitz. Levetzow wird eines ihrer Stammhäuser.
Im folgenden Jahrhundert wechseln dann die Besitzer häufiger. So erwirbt Matthias Vollrath von Gühlen 1656 das 342 ha große Gut nebst drei Hufen in Kritzow und vier Hufen in Hohen Viecheln und hält es drei Generationen in der Familie. Von 1714 bis 1788 treten Mitglieder der Adelsgeschlechter von Schack (1714), von Scheelen (1748), nochmals von Gühlen (1762) und von Gütschow (1763) als Eigentümer auf bis schließlich der Bürgerliche Johann Ludewig Diederich Bade das Gut erwirbt und am 23. Oktober 1788 den Lehnbrief unterzeichnet. Mehrere Generationen verbleibt Levetzow nun im Besitz der Familie Bade. 1804 errichtet Elert August Bade das heutige Gutshaus (linker Gebäudeteil); großteils auf dem Fundament des Vorgängerbaues.
Durch Kauf kommt es am 10. Mai 1875 an Paul Friedrich Christian Seeler, der bereits vier Jahre zuvor hier als Pächter auftrat. Er lässt im Folgejahr das Querhaus (rechter Gebäudeteil) anbauen und durch Architekt Heinrich Thormann die gesamte Kubatur im neogotischen Stil überformen. 1908 übernimmt Sohn Carl Heinrich Friedrich Emil Paul Seeler das Gut. Er muss 1925 die Vermögenserklärung abgeben und so gelangt aus der Versteigerung 1926 Dr. Walter Olischläger in den Besitz.
Sein Sohn Hans Ohlischläger betreibt das Gut erfolgreich bis zur Enteignung nach Kriegsende 1945. So werden Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zahlreiche Wirtschaftsgebäude neu errichtet, von denen sich drei und ein kleines Inspektorhaus erhalten haben. Diese werden heute nach Um- und Ausbau als Wohnhäuser genutzt.
Das Herrenhaus Levetzow, ein zweigeschossiger Bau auf T-förmigem Grund mit hohem Feldsteinsockel und gotischen Spitzbogenfenstern in den Dachgeschossgiebeln, teilt nach 1945 das Schicksal mit
vielen ähnlichen Anlagen. Das Gut aufgesiedelt, dient es ab 1946 Flüchtlingen als Unterkunft; später fungiert das Haus kurzzeitig als Internat zur Ausbildung von Neulehrern und beherbergt dann
KONSUM, Gemeinde- saal und einige Einliegerwohnungen.
Trotz baulichen Niedergangs blieb das neogotische Erscheinungsbild mit vier Stufengiebeln und einem 3/6tel Erker mit gotischen Spitzbogennischen im Äußeren erhalten. Im Vestibül, welches sich
über zwei Etagen erstreckt, zeugen die Treppenanlage nebst Galerie sowie Raumstrukturen wie der Gartensaal, mehrere Fussbodendielungen und die wuchtigen Gewölbe der Keller von der Bautätigkeit in
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beide Eingangsportale sind neuzeitlich und wurden nachempfunden. 2011 erwirbt Bernd Lüskow Haus und mehrere Hektar Arrondierungsflächen und beginnt mit der
behutsamen Sanierung.
Seit 2018 ist das Herrenhaus wieder bewohnt; eine granitsteingepflasterte Auffahrt und ein Rondell schaffen eine postherrschaftliche Atmosphäre zum strahlend weißen Gebäude;
landschaftspflegerische Maßnahmen greifen langsam im ehemaligen Park. Ab Frühjahr 2023 werden zwei Ferienwohnungen vermietet; erste Veranstaltungen im Gartensaal bringen das Leben in das
Herrenhaus Levetzow zurück.